„Herzlich willkommen auf Gut Rutenbecke“, freute sich Dirk Steimann und begrüßte gemeinsam mit seiner Frau Irene die Gäste auf seinem Bauernhof.
Zahlreiche Mitglieder der Ratsfraktion, Landwirte und Landwirtinnen und interessierte Bürgerinnen und Bürger hatten die Einladung angenommen. Petra Backhoff, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, bedankte sich für die Gegeneinladung nach dem Besuch der Bauern Anfang des Jahres im Fraktionsbüro.
Zunächst gab der Hausherr einem Einblick in die beeindruckende Geschichte des Gutes Rutenbecke. Zahlreiche Neubauten, Umbauten, Abrisse und Wiederaufbauten prägen das Gesicht und die Geschichte des Hofes. Mit Engagement und arbeitserleichternden Investitionen wie z.B. einem vollautomatischen Melkstand, Photovoltaikanlagen auf den Dächern und erheblichen finanziellen Mitteln wurde Gut Rutenbecke zu einem landwirtschaftlichen Betrieb entwickelt, der heute der Familie ein Auskommen ermöglicht.
Der gemeinsame Rundgang durch die Stallungen führte zu spannenden Fragen zum Tierwohl und zur Gesetzgebung. Landwirt Steimann erklärte, dass jeder Bauer und jede Bäuerin ein eigenes – auch wirtschaftliches Interesse – habe, dass es den Tieren gut gehe. „Ist das nicht so, verringert sich sofort der Ertrag spürbar“, verdeutlichte Steimann. Dem stimmte Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes zu und verwies z.B. auf die sehr gute Durchlüftung des Stalles durch offene Stallwände und Ventilatoren wie auch auf die Reinigung des Stallbodens durch eine Robotor. „Durch regelmäßige Reinigung schützt man die Hufe der Kühe. Eine Anschaffung für Tierwohl“, so Kalthaus.
Aus seiner Sicht seien die Tierschutzgesetzgebung und Tierwohlauflagen oft ein bürokratischer Aufwand, der mit der tatsächlichen Arbeit und Investitionen auf den Höfen wenig zu tun habe, diese oft behindere und zu zusätzlichen Kosten führe.
Beate Brinkmann von Gut Braband wies auf ein weiteres Problemfeld hin. Zunehmend gingen durch Baumaßnahmen der Landwirtschaft Flächen verloren. Damit sprach sie die aktuelle Situation an der Vilvoorder Straße (An der Windecke) an. Ein ökologisch bewirtschafteter Acker sollen hier einer Wohnbebauung zum Opfer fallen. Dabei ärgerte sie sich zudem über die Kommunikation der zuständigen Behörde: „Uns fehlt die Wertschätzung unserer wichtigen Arbeit zur Ernährung der Menschen“, so Brinkmann. „Neben der Flächenversiegelung beklagen wir Grünen die Nichteinhaltung der Abstandsregelung zum Naturschutzgebiet“, erinnerte Petra Backhoff und wies auf den Protest der Bürgerinitiative hin.
„Für den Bestand eines Betriebes ist das Pachten von nahegelegenen Flächen existentiell“, erklärte Beate Brinkmann und deutete auf einen weiteren Grund für massives Höfesterben hin.
Weiterhin wurden Themen wie Pflanzenschutz, Düngung und Nitratbelastung, der Umgang mit Wolf und Mufflon und die Straßenrandpflege thematisiert.
Landwirt Michael Kramer (Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Ennepetal) und Oliver Rassenhövel berichteten, dass Mufflons erheblichen Schaden an Futtermais verursachen würden. Eine von Jagdpächtern in Aussicht gestellte Entschädigung helfe nicht, Tiere zu ernähren.
Fazit des zweistündigen Austausches: Politiker*innen von Bündnis 90/Die Grünen wollen auch zukünftig mit der hiesigen Landwirtschaft im Austausch bleiben. Gegenseitiges Verständnis kann nur entstehen, wenn Begegnung und Gespräche stattfinden. Genau dies ist die Absicht der Grünen bei weiteren Terminen der Reihe (W)Ort-Wechsel, zu denen interessierte Bürgerinnen und Bürger stets eingeladen werden.
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